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Eröffnung der Ausstellung „Papas Briefe“

Krasnojarsk, Krasnojarsker Museumszentrum, 16. September 2014

Auf der Ausstellung „Papas Briefe“ wird eine besondere Art von Zeugnissen der Stalin-Epoche vorgestellt – Briefe von Häftlingen an ihre Kinder. Mit ihrer Hilfe versuchten die aus der Familie herausgerissenen Väter den Kontakt mit ihren Kindern zu halten, ihre Erziehung zu lenken, sie anzuleiten, indem sie ihnen ihre Liebe und Fürsorge entgegenbrachten. Von Brief zu Brief führen sie mit ihren Söhnen und Töchtern ein ernsthaftes Gespräch, wobei sie bestrebt sind, ihren Horizont zu erweitern, Interesse für ihre Lieblingsbeschäftigungen zu wecken, ihre eigenen Kenntnisse und ihr Weltverständnis weiterzugeben – ihr einziges mögliches Erbe.

Die Briefe der Väter, von den Kindern sorgfältig gehütet, befinden sich nun im Archiv der Internationalen „Memorial“-Organisation in Moskau. Von den sieben Helden der Ausstellung kehrte nur einer zu seiner Familie zurück. Vier wurden nach mehreren Jahren Haft erschossen, zwei starben im Lager an Hunger und aufgrund der alle Kräfte übersteigenden Schwerstarbeit.

Der Häftlinge des Solowezker Lagers mit besonderer Bestimmung – Professor Aleksej Feodosjewitsch Wangengeim, Organisator und erster Leiter des vereinten Hydrometeorologischen Dienstes in der UdSSR, verwandelte die Briefe an seine Tochter sowohl mit auf der Insel wachsenden Pflanzen in ein Herbarium, als auch in ein Lehrbuch für Arithmetik.

Der Gefangene des Dmitlags, Professor Gawriil Ossipowitsch Gordon, wissenschaftlicher Sekretär des Instituts für Pädagogik, schickte seinen Kindern zwei Hefte – in der Art einer Abhandlung über Weltgeschichte und Philosophie.

Der Häftling des Siblag Wladimir Wladimirowitsch Lewitskij, Vorstzender der Philatelisten-Gesellschaft in Kursk, verfasste für seinen Sohn ethnographische Skizzen, indem er seine Briefe mit Modell-Zeichnungen versah.

Sie alle hofften auf ein Wiedersehen mit ihren Kindern. Die Hoffnungen erfüllten sich nicht – keiner von ihnen kehrte aus dem Lager zurück.

Doch auch die Erziehung „aus der Distanz“ verlief nicht nutzlos im Sand. Ihre Kinder setzten die Beschäftigung ihrer Väter fort, indem sie Wissenschaftler, Pädagogen, Forscher und Philatelisten wurden.

Auf der Ausstellung werden im „regionalen Block“ Briefe des ersten Direktors des Naturschutzparks „Stolby“ aus dem Lager vorgestellt – von Aleksander Leopoldowitsch Jaworskij sowie dem Mitarbeiter der Chakassichen Finanz-Gebietsabteilung Jonathan (Johann) Gottliebowitsch Distergoft. Dieser Bereich der Ausstellung wurde von der Krasnojarsker „Memorial“-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Krasnojarsker Museumszentrum vorbereitet.

Bei der Realisierung des Projekts wurden Geldmittel staatlicher Unterstützung (Beihilfe) gemäß Anordnung des Präsidenten der RF vom 29.03.2013 N° 115 verwendet.


Durch eine Verstrickung von Umständen wurde die Ausstellung „Papas Briefe“ inmitten von
Kunst-Objekten verschiedener Zeiten und Richtungen untergebracht.
Direkt darüber – „Paradies-Wolke“, ein neuerliches Projekt von Wadim Marjasow,
mit dem das Krasnojarkser „Memorial“ schon lange und erfolgreich zusammenarbeitet.


Hinter den Ständen schauen verlegen Lenin, Krupskaja, Krschischanowskij et cetera hervor, die aus der Zeit übrig geblieben sind, als das Krasnojarsker Museumszentrum noch
Lenin-Museum hieß.


Und rechts von der Ausstellung – das Art-Manifest des Museumszentrums von Sergej Kowalewskij, Überschrift „Malewitsch“, gestaltet im Mausoleumsstil.

Und übrigens, trotz des sonnigen Wetters war es im Museumszentrum keineswegs warm.
Wundern Sie sich nicht, dass viele Gäste, besonders ältere – in Oberbekleidung erschienen waren.


Die Ausstellung wird von deren regionalem Koordinator
Aleksej Babij eröffnet.
In der rechten Hand hält er einen bemerkenswerten Sammelband mit Lagerbriefen, der extra für die Ausstellung der Internationalen „Memorial“-Organisation vorbereitet wurde.


Es spricht der Direktor des Krasnojarsker Museumszentrums Michail Schubskij


Natalia Michailowna Sigarew, Tochter von „Inussja“ Distergoft, der einer der regionalen Aufsteller gewidmet ist, liest Gedichte zu Ehren ihres Vaters –
Jonathan Gottliebowitsch Distergoft.

Besucher

 

Die Ausstellung ist eröffnet

 

 

  

Fotos: Aleksandr Jerschkow, Aleksej Babij

Auf unserer Seite können auch andere Briefe an Ehefrauen und Kinder aus dem Lager, dem Gefängnis oder der Verbannung gelesen werden:


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