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Verbannungs- / Lagerhaftbericht von Fjodor Danilowitsch Toroptschenko

Fjodor Danilowitsch Toroptschenko (geb. 1911), Ukrainer, arbeitete als Buchhalter im Nowokramatorsker Werk für Schwermaschinenbau in der Stadt KRAMATORSK, STALINSKER (DONEZKER) Gebiet. Anfang 1937 wurde er zum NKWD bestellt, wo man ihm den Vorschlag machte, „behilflich zu sein“. Er antwortete: „Wenn ich irgendwo konterrevolutionäre Aktivitäten sehe – komme ich schon von selbst und erzähle es“, aber seine „Unterschrift“ gab er nicht.

Am 22.09.1937, um 11 Uhr abends, drangen in das Haus von Fjodor Danilowitsch NKWD-Mitarbeiter ein, führten eine Haussuchung durch und nahmen Bücher, Obligationen und zwei Rechenschieber mit; ihn selbst brachten sie ins „Untersuchungsgefängnis“.

Die Zelle, in die ergesteckt wurde, war in einer Garage neben dem Stadtgefängnis eingerichtet worden. In einem Raum von 20 qm lagen etwa 40 Arrestierte auf zweistöckigen Pritschen oder auf dem Boden. Ein paar Tage nach Fjodor Danilowitsch wurde auch der pädagogische Leiter der Betriebsfachschule jenes Werkes, Kusma Sacharowitsch TSCHORNIJ (geb. ca. 1906) verhaftet und dieselbe Zelle gebracht. Später, als man damit anfing, ihn zu Verhören zu jagen, und die Zellengenossen ihn fragten, wessen er eigentlich angeklagt war, wunderte er sich sehr: „Sie reden davon, daß ich Traktorist bin, aber ich bin doch Pferdepfleger!“ In der Zelle saßen auch der Kolchosarbeiter DOWGAL aus dem vor der Stadt gelegenen Dörfchen SOFIEWKA. (geb. ca. 1880) sowie der Kopist der Kramatorsker Kujbyschew-Maschinenbau-Fabrik Leonid KICHTENKO (geb. ca. 1915, ehemaliger Friseur), dem man eine Anklage nach § 54-6 zurechtgezimmert hatte. Noch irgendeiner saß „wegen Terror“ (§ 54-8).

Aus der Zelle wurden sie zum Verhör gehetzt. Fjodor Danilowitsch hatte drei Ermittlungsrichter, einer von ihnen hieß BELJAJEW und war etwa 35 Jahre alt. Sie fanden noch nicht einmal Zeit, die „Anklageschrift“ abzufassen.

Sein erstes Verhör begann so: „Erzählen Sie von ihrer konterrevolutionären Tätigkeit!“ Als sie die gewünschte Antwort nicht erhielten, begannen sie die Worte „Nationalismus“, „Verleumdung der Machtorgane“, „Sympathie mit Deutschland“ und ähnliches mehr herauszupicken. Aber zur allergrößten Enttäuschung der Untersuchungsrichter unterschrieb Fjodor Danilowitsch nichts (lediglich die Angaben zu seiner Person) – so sehr sie ihn auch zu überreden versuchten: „Wenn du nicht unterschreibst, bekommst du zehn Jahre, wenn du unterzeichnest – fünf“. Aber auf ihre Drohungen antwortete er nur: „Und selbst wenn ihr anfangen würdet mich zu prügeln, so werde ich trotzdem keine Antwort geben“.

Noch einmal wurde er hinausgerufen, und damit waren die Verhöre dann beendet. Ein derartiges Glück hatten nicht alle: ein Pole mußte 7 Tage und Nächte im „Konveyer“ (Dauerverhör) stehenbleiben; er kehrte mit stark geschwollenen Beinen in die Zelle zurück.

Auf Beschluß einer „Trojka“ der NKWD-Verwaltung der Stalinsker Region vom 03.11.1937 wurde Fjodor Danilowitsch nach § 54-10 zu 10 Jahren verurteilt. Ungefähr am 6. November wurden er und noch 40 weitere Häftlinge mit zwei oder drei Wachsoldaten auf einem offenen Lastwagen in die Stadt ARTJOMOWSK, ins BACHMUTSKER Gefängnis gebracht (Bachmut ist die historische Bezeichnung der Stadt Artjomowsk). TSCHORNIJ und KICHTENKO kamen nicht mit auf diese Etappe. Über ihr weiteres Schicksal ist Fjodor Danilowitsch nichts bekannt. DOWGAL und er fuhren zusammen, aber dann schickten sie ihn in eine andere Zelle, und auch über sein weiteres Schicksal weiß F.D. nichts.

Auf demselben Lastwagen befand sich Wladimir PIWOWAROB (geb. ungefähr 1910), Wiirtschaftswissenschaftler, ebenfalls aus der Nowokramtorsker Fabrik; er war im Herbst 1937 verhaftet worden und hatte im KRAMATORSKER Gefängnis gesessen, allerdings in einer anderen zelle.

In ARTJOMOWSK saß Fjodor Danilowitsch zusammen mit PIWOWAROW zunächst in Zelle 5 im 1. Stock des Gefängnisses (einer der Häftlinge bestätigte, daß irgendwann zur Zarenzeit in dieser Zelle Petrowskij gesessen haben sollte); nach zwei Wochen verlegte man sie in Zelle 17 in der 3. Etage. Beide Zellen waren groß, aber völlig überfüllt – jeweils 200 Gefangene. Es gab dort keinerlei Pritschen, alle schliefen auf dem Fußboden und konnten sich nur gleichzeitig umdrehen. Aufgrund der entsetzlichen Enge in der Zelle wimmelte es von Läusen. Während die Gefangenen ins Bad geführt wurden, ließ man die Zelle mit Hilfe von Lötlampen „durchbraten“.

In Zelle 17 gab es einige Deutsche aus KRAMATORSK. Zwei von ihnen, LUFT (geb. etwa1915) und BOHL (geb. ca. 1915) unterschrieben ihre Anklageschrift, daß sie „eine Brücke in Kramatorsk gesprengt“ hatten und bekamen 10 Jahre. Und ein weiterer Deutscher aus Kramatorsk verlor in Zelle 17 den Verstand.

Ende Februar oder Anfang März 1938 schickten sie aus dem Gefängnis eine Etappe ins KRASLAG. Der Zug war etwa einen Monat unterwegs und kam Ende März in KANSK an. Die Gefangenen kamen in ein Durchgangs lager – am Ufer des Flußes Kan. Nach 1-2 Tagen brachte man 200 Häftlinge, darunter ungefähr 30 Frauen, zur Station SOLJANKA (RYBINSKER Kreis) und trieb sie von dort aus zufuß über IRBEJ (Kreisstadt), wo sie die Nacht verbrachten, in die Siedlung AGUL (IRBEJSKER Kreis). Der gesamte Fußmarsch dauerte 2 Tage.

AGUL befand sich einige Kilometer von der Stelle entfernt, an der der Fluß AGUL in den KUNGUS mündet (ein Nebenfluß des KAN). Es war eine Siedlung verbannter Bauern mit einer „unvorschriftsmäßigen Landwirtschaftsgenossenschaft“. Die Verbannten wurden irgendwohin fortgebracht, und die Gefangenen in Zelte eingewiesen, die man direkt im Schnee aufgestellt hatte. Und dann jagte man sie zuallererst zum Bäumefällen, damit sie aus den Stämmen die Lagerzone errichten sollten. Sie bauten zwei Wohnbaracken, UNterkünfte für die Wachmannschaften und Wirtschaftsgebäude. Anschließend hetzte man sie erneut zum Bäumefällen, und als der Frühling einsetzte, mußten sie, als der Eisgang vorbei war, das Holz auch abflößen.

Zusammen mit Fjodor Danilowitsch geriet Wl. PIWOWAROW nach AGUL. Den größten Teil der Lagerhäftlinge stellten Bewohner des DONBAS, also des STALINSKER (DONEZKER) und WOROSCHILOWGRADSKER (LUGANSKER) Gebietes. Nachfolgende Etappen blieben nicht in AGUL, sondern zogen weiter zu den AGULER Lagernebenstellen und anderen Sonder-Lagerpunkten – TUGATSCH und NOWAJA SCHEDARBA, die weiter südlich gelegen waren, in den Bergen des Östlichen Sajan.

Unter denen, die mit der März-Etappe nach AGUL gekommen waren, befand sich ein Arzt aus der DONEZKER Region – Grigorij Petrowitsch NESWJASCHTSCHENNYJ (geb. etwa 1906). Aus Palästina war die Komsomolzin und Jüdin Raisa BUROWAJA angekommen (geb. ca. 1910) mit einer Haftstrafe von 10 Jahren, des weiteren eine Bankangestellte aus CHARKOW – Tatjana Arsentjewna STRELNIKOWA (geb. ungefähr 1900); sie stammte aus einer Adelsfamilie und war gut bekannt mit dem Charkower Militärchirurgen und Professor BELZEM, der in diesen jahren in KANSK einsaß (siehe Verbannungs- / Lagerhaftbericht von A.G. Gumerow).

In der Lagerzone arbeitete der Frisuer FOX (geb. ca. 1900), bis zu seiner Verhaftung als Frisuer auf Dampfern tätig, die ins Ausland fuhren. In anderen Lagern begegnete Fjodor Danilowitsch ihm schon nicht mehr.

Der Buchhalter Alexander Iwanowitsch FINJAKIN (geb. ca. 1910) aus LENINGRAD wurde 1936 verhaftet und zu 5 Jahren verurteilt. Er saß in AGUL (wo eine 5-jährige Haftstrafe eine Seltenheit darstellte), aber nach SCHEDARBA kam er nicht und über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

Der Ukrainer BORISJUK (geb. etwa 1910) saß in AGUL und N. SCHEDARBA. Ungefähr 1940 wurde er entlassen (wahrscheinlich vorzeitig).

BUDAJEW (geb. um 1908) wurde 1938 oder Angang 1939 von AGUL in irgendein anderes Lager geschickt.

Der Ukrainer Iwan KARLASCH (geb. ca. 1910), Buchhalter aus KRAMATORSK, wurde von AGUL nach KANSK geschickt. Nach seiner Freilassung lebte er in Kansk und kehrte nach seiner Rehabilitation nach Kramatorsk zurück.

Der Waldarbeiter JEFIMOW (geb. ca. 1910) aus der Region GORKIJ, verurteilt zu 10 Jahren, arbeitete als Rechnungsführer in AGUL, später in NOWAJA SCHEDARBA. Nach seiner Freilassung lebte er in Kansk, ein wenig später in Tilitschet, Nischneingaschsker Kreis.

In derselben Brigade wie Fjodor Danilowitsch arbeitete der Hauptbuchhalter der Schnapsbrennerei in ARTJOMOWSK – Iwan Fjodorowitsch PINKO (geb. etwa 1907), der Schlosser der Glasfabrik in KONSTANTINOWKA – Dmitrij Makarowitsch REPA (geb. 1909), der Hauptbuchhalter derselben Fabrik – SCHEPITKO (geb. um 1900), noch ein weiterer Häftling aus KONSTANTINOWKA – BRUNKO (geb. etwa 1910), Andrej Kondratowitsch DEMTSCHENKO (geb. ca. 1909) und der Wirtschaftswissenschaftler Pjotr Wasiljewitsch WYSOTA (geb. ungefähr 1890), der bis 1917 Offizier gewesen war. Beide stammten aus der Stadt RUBESCHNOJE, LUGANSKER (damals WOROSCHILOWGRADSKER) Gebiet. Sie alle hatten 10-jährige Haftstrafen. In AGUL saß auch noch ein Ukrainer namens TSCHERWONOBABA (geb. ca. 1895) aus der Stadt RUBESCHNOJE.

Der Armee-Hauptmann Sergej Grigorjewitsch SCHTSCHERBAKOW (geb. 1905), gest. 1983) wurde in der Ukraine verhaftet; er bekam 10 Jahre. In AGUL und (ab 1939) in NOWAJA SCHEDARBA verrichtete er hauptsächlich Kolonnenarbeiten. Eine Zeit lang saß er in SAMSONOWKA (als er völlig entkräftet und nicht arbeitsfähig war). Und erst gegen Ende der Haftzeit, bereits nach dem Krieg, verlegte man ihn nach TUGATSCH und setzte ihn dort in der Versorgungsabteilung ein. Nach seiner Freilassung lebte er in Kansk; nach seiner Rehabilitation fuhr er nach Taganrog.

Der Buchhalter aus dem „Sagotserno“-Kontor (Getreidebeschaffung), Michail BARANNIK (geb. 1907) wurde im Donezbecken festgenommen und bekam 10 Jahre. Er saß ebenfalls in AGUL ein.

Von der Holzfällerei wurde Fjodor Danilowitsch in die Buchhaltung versetzt, aber ein wenig später, im Frühjahr 1939, schickte man ihn erneut zu Kolonnenarbeiten – in die Holzfällerei.

Zum Leiter der medizinischen Betreuungsstelle in AGUL wurde NESWJASCHTSCHENNYJ ernannt, aber bald darauf meinte Lagerleiter DUDA, daß jener einfach zuviele Arbeitsfreistellungen erteilte; er entfernte ihn aus seiner Position und ließ ihn Kolonnenarbeiten verrichten. Die Häftlinge begannen an Pellagra zu sterben, der Produktionsplan war gefährdet. Im Sommer 1938 traf von der KRASLAG-Verwaltung aus KANSK eine Kommission ein. DUDA wurde seines Amtes enthoben und in Kansk verurteilt; NESWJASCHTSCHENNYJ erschien vor Gericht als Zeuge. DUDA erhielt 3 Jahre und kam nach Reschoty. Dort sollen ihn, Gerüchten zufolge, Gefangene in der Latrine aufgegriffen und gehängt haben.

In der medizinischen Station bei Neswjaschtschennyj arbeitete der Jurist SCHUKOWSKIJ als Feldscher. Zu seinen Pflichten gehörte es, die Wunden und Hautabschürfungen der Häftlinge mit Birken-Teer einzureiben: Jod gab es in den Lagern nicht.

In einer Entfernung von 6-7 Kilometern vom Lager AGUL (nahe Irbej) befand sich die ihm unterstellte Lager-Außenstelle STRELKA. Dort wurden ebenfalls Bäume gefällt. Man sagte, daß es dort noch schlimmer war, als in AGUL, und noch mehr Menschen umkamen. Das Lager AGUL verfügte auch noch über andere Außenstellen.

Ende 1938 oder Anfang 1939 wurde ein Teil der Häftlinge von AGUL irgendwoanders hingeschickt. Unter ihnen befanden sich DELENIZIN (geb. etwa 1900), der in AGUL bei Kolonnen-Arbeiten eingesetzt gewesen war, und eine Zeit lang in der Buchhaltung auch BUDAJEW (geb. 1908).

Im Sommer 1939 wurden viele Gefangene über das Bergflüßchen Schedarba ins Lager NOWAJA SCHEDARBA hinübergetrieben, zwischen dem KAN und dem KUNGUS. Dorthin gelangte die gesamte Brigade, in der Fjodor Danilowitsch war. Dorthin geriet W. PIWOWAROW, S.G. SCHTSCHERBAKOW, TSCHERWONOBABA, M. BARANNIK, sowie die Deutschen LUFT und BOHL aus Kramatorsk.

Etwas später arbeiteten A.K. DEMTSCHENKO und TSCHERWONOBABA in N. SCHEDARBA beim Bau und der Reparatur von Schwellen (in einer Straßenbau-Brigade). M. BARANNIK arbeitete als Buchhalter. Etwa 1945 wurde er in demselben Amt nach TUGATSCH versetzt.

In diesem Lager befanden sich ungefähr 2000 Gefangene, zum größten Teil § 58-er. Dort waren auch Frauen untergebracht, aber sie wurden noch vor dem Krieg nach SAMSONOWKA (siehe weiter unten) getrieben, woraufhin in N. SCHEDARBA nur 20-30 Frauen zurückblieben, darunter auch Ärztinnen. Das Lager stellte die zentrale Zone des Sonder-Lagerpunktes N. SCHEDARBA dar.

Zum Bestand des Sonder-Lagerpunktes gehörten mehrere Lageraußenstellen: IGIL (am Zusammenfluß von Igil und Kungus), UST-KUSCHO (am Zusammenfluß von Kuscho und Igil), WERCHNJAJA SCHEDARBA (6-7 km von der zentralen Zone entfernt, auf dem Weg nach TUGATSCH), und andere.

In der ersten Zeit arbeitete Fjodor Danilowitsch in der Holzfällerei, später wurde er in die Buchhaltung versetzt. In den 6 Jahren, die Fjodor Danilowitsch in SCHEDARBA einsaß, wiederholte sich dies mehrmals: Versetzung aus der Holzfällerei in die Buchhaltung, dann aus Moskau der nächste strenge Befehl: „§ 58-er sind ausschließlich für Kolonnenarbeiten einzusetzen!“ – und schon ging es zurück in den Wald. Und in der Buchhaltung wurden ein paar Nichtpolitische eingesetzt, die innerhalb kürzester Zeit das ganze Rechnungswesen hoffnungslos durcheinandergebracht hatten, so daß man aus dem Wald die § 58-er Buchhalter wieder zurückholen mußte, die in der Zwischenzeit mit dem Bäumefällen und Wurzeln roden schon ganz gut zurechtkamen.

In der Buchhaltung in NOWAJA SCHEDARBA arbeiteten T.A. STRELINIKOWA, der Deutsche Lew Michailowitsch MILLER ( geb. 1906) aus der Region CHERSON, Konstantin Iwanowitsch NEKRASOW (geb. 1895) aus dem Fernen Osten, der vor seiner Verhaftung den „Fernost-Fischerei-Trust“ geleitet hatte, und Nikolaj Kirejewitsch SADTSCHIKOW (geb. 1909) aus dem Gebiet OMSK. Alle waren zu zehnjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

1939 oder 1940 wurden I.F. PINKO, BRUNKO und SCHEPITKO vorzeitig entlassen. Sie fuhren in die Heimat.

D.M. REPA saß die gesamte Strafe in N. SCHEDARBA ab, lebte nach seiner Freilassung in Kansk und starb dort ungefähr 1967.

A.K. DEMTSCHENKO verbüßte ebenfalls die gesamte Strafe in diesem Lager und begab sich nach seiner Freilassung in die Lugansker Region.

P.W. BYSOTA saß am Ende seiner Haftzeit in TUGATSCH. Nach seiner Freilassung lebte er in Reschoty, Nischneingaschsker Kreis, und fuhr später nach Rubeschnoje im Lugansker Kreis.

In NOWAJA SCHEDARBA wurde die medizinische Betreuungsstelle von Faina Petrowna SCHACHTJOROWA geleitet, einer Ärztin aus OMSK oder der Region OMSK. Ihr zur Seiten stand KAPITANOWA, ebenfalls Ärztin. Der Feldscher GALJAN (oder GOLJAN, geb. 1895) arbeitete in der medizinischen Betreuungsstelle in N. SCHEDARBA; später wurde er ans Krankenhaus nach SAMSONOWKA versetzt (landwirtschaftliche Lager-Außenstelle für Frauen, die zum Sonder-Lagerpunkt TUGATSCH gehörte und etwa 6-7 km nördlich von NOW. SCHEDARBA entfernt lag). Auch die Ärztin Jelena BASJUK aus LENINGRAD (J.F. BASOK, siehe Verbannungs- / Lagerhaftbericht von A.. Gumerow und J.J. Beresina) arbeitete während des Krieges in N. SCHEDARBA und wurde päter, am Ende ihrer Haftzeit, nach TUGATSCH verlegt.

Martha Augustowna ROSS (geb. 1900) war aus RIGA deportiert und bereits in der Verbannung verhaftet worden (möglicherweise überschritt sie auch selber die Grenze). Sie kam nach N. SCHEDARBA, saß später in SAMSONOWKA und wurde dann nach WERCHNJAJA SCHEDARBA verlegt, wo sie als Krankenschwester arbeitete. Ihre Haftzeit endete 1948 oder 1949. Nach der Freilassung lebte sie in Saosjornyj und arbeitete dort in der Glimmerfabrik.

Ein Jurist aus KRAMATORSK, der Pole Alfred Petrowitsch GENSIOROWSKIJ (GESIOROWSKI oder GASIOROWSKI, geb. 1908), war in N. SCHEDARBA hauptsächlich bei Kolonnenarbeiten eingesetzt. Nach seiner Freilassung fuhr er in den Nord-Kaukasus.

Der Eisenbahn-Ingenieur Sergej Iwanowitsch BOJNACHOWSKIJ (1910-1987) aus KREMENTSCHUG, Gebiet POLTAWA, der eine Haftstrafe von 10 Jahren bekommen hatte, saß ab 1939 in N. SCHEDARBA. Im Jahre 1940 schickte man ihn als Fach-Ingenieur mit speziellem Dienstauftrag nach WORKUTA. Nach der Lagerhaft geriet er in die Verbannung – in die Siedlung TILITSCHET, NISCHNEINGASCHSKER Kreis. Nach seiner Freilassung aus der Verbannung kehrte er nach Keremtschug zurück.

Wladimir Iwanowitsch BESPALOW (geb. 1908) wurde in GORKIJ verhaftet und erhielt ebenfalls 10 Jahre. Von 1939-1943 saß er in N. SCHEDARBA. Nach seiner Freilassung fuhr er von dort fort.

DUFOUR (geb. 1907), seiner Harkunft nach Franzose), wurde ebenfalls in GORKIJ verhaftet (wahrscheinlich nach § 58-6), wo er als Ingenieur und Mechaniker im Fahrzeug-Werk tätig war. In N. SCHEDARBA brachte er das Kraftwerk in Ordnung und reparierte Traktoren. Während des Krieges, ungefähr 1943, schickte man ihn irgendwoanders hin.

Michail Semjonowitsch KULIK (geb. 1915), Armeeoffizier, wurde in MOSKAU verhaftet und zu 10 Jahren verurteilt. 1939 geriet er nach N. SCHEDARBA, wo er Kolonnenarbeiten verrichten mußte und dort sehr bald am Dahinsiechen war. Er hätte wohl kaum überlebt, wenn Fjodor Danilowitsch ihm nicht damals zusätzlich zu essen gegeben hätte. M.S. KULIK lebt jetzt in der Ortschaft Sofijewka, Gebiet Saporoschje.

Sein Namensvetter KULIK (geb. 1905), ein hoher militärischer Beamter (wahrscheinlich Kommandeur des Armeekorps), saß ebenfalls vor dem Krieg in N. SCHEDARBA, wurde aber sehr bald von dort fortgebracht.

Pjotr DENISENKO (geb. 1916) aus dem Altai, der zu 10 Jahren verurteilt worden war, arbeitete in N. SCHEDARBA in einer Kolonne und einige Zeit in der Buchhaltung. nach seiner Freilassung (1947 oder 1948) lebte er in Saosjornij, Rybinsker Kreis.

Der Komsomol-Mitarbeiter aus Moskau - Wasilij Aleksandrowitsch JESCHOW (geb. 1905), saß in N. SCHEDARBA und verstümmelte dort eines seiner Beine beim Holzfällen. Später verlegte man ihn nach SAMSONOWKA. Nach seiner Rehabilitation kehrte er nach Moskau zurück.

Sein bekannter Anatolij DEMETMAN (geb. 1905), ebenfalls Komsomol-Mitarbeiter und Journalist aus MOSKAU, saß in der landwirtschaftlichen Lageraußenstelle MARIN KLIN (7 km von TUGATSCH entfernt). Nach seiner Rehabilitation kehrte auch er nach Moskau zurück.

Der NKWD-Ermittlungsrichter Naum Osipowitsch ALTWAR (geb. 1908) aus LENINGRAD saß in N. SCHEDARBA mit einer Haftstrafe von 10 Jahren. Er arbeitete bei der Lebensmittelversorgungsstelle und gab die Rationen aus. Nach seiner Freilassung kehrte er nach Leningrad zurück. Sein Kollege aus SMOLENSK, der Untersuchungsrichter MIRONJUK (geb. 1905), saß ebenfalls 10 Jahre erst in N. SCHEDARBA und später in SAMSONOWKA ab.

Der Tierarzt Konstantin BULANOW (geb. 1910), auch zu 10 Jahren verurteilt, arbeitete in N. SCHEDARBA im Pferdepark.

Eine vergleichsweise kurze Zeit saß MURIN (geb. 1910) in N. SCHEDARBA. Wahrscheinlich war er Artist, denn nach dem abendlichen Zapfenstreich zerstreute er die Barackenbewohner mit künstlerischen Lesungen (auswendig natürlich). Später wurde er irgendwohin verlegt.

Jewgenij Isakowitsch BRIKKER (geb. 1895), bis zu seiner Festnahme stellvertretender Minister in KIEW, verurteilt zu 10 Jahren, arbeitete in N. SCHEDARBA als Wirtschafter, und etwas später als Sekretär: er verfaßte verschiedene Vorträge und andere Schriften für die Leitung. Nach Beendigung seiner Haftstrafe ließ er sich in Kansk nieder und blieb dort bis an sein Lebensende.

Maria TSCHUPRINOWA (siehe Verbannungs- / Lagerhaftbericht von J.J. Beresina) arbeitete in N. SCHEDARBA als Statistikerin.

Trofim DUBININ (geb. 1910), Kolchosarbeiter aus der BAIKALREGION, Haftstrafe 10 Jahre, verrichtete Kolonnenarbeiten. Nach seiner Freilassung kehrte er in die Heimat zurück. Sein Landsmann KONONENKO, der ebenfalls in N. SCHEDARBA einsaß, bekam seine Haftstrafe (wie viele andere, die aus seinem Dorf stammten), als in seinem Dorf plötzlich antikommunistische Losungen auftauchten (in der Art wie „Kommunisten ruas aus den Räten“).

Dmitrij Iwanowitsch ISAJEW (geb. 1911), Arbeiter, und Wasilij Iwanowitsch ISAJEW (1910), Beamter im Kontor der „Sagotskot“ (Viehbeschaffung), Brüder aus dem Gebiet STALINGRAD, saßen zusammen in N. SCHEDARBA.

W.I. ISAJEW war als Rechnungsführer in der Lebensmittelabteilung tätig. In derselben Position, aber zu einem anderen Zeitpunkt, arbeitet Porfirij Iwanowitsch SEMIDEWKIN (geb. 1900) aus dem Wolgagebiet. Nach dem Ende seiner Haftstrafe blieb er in der Region und ließ sich in einem Dörfchen unweit TUGATSCH nieder.

Im Lager gab es viele Häftlinge aus KASACHSTAN, sowohl Kasachen, als auch Russen. Der kasachische Poet DOLSCHANOW aus ALMA-ATA saß in N. SCHEDARBA und etwas später in SAMSONOWKA. Nach Beendigung seiner Haftzeit kehrte er nach Alma-Ata zurück. Chodscha AMIROW (geb. 1915), auch aus ALMA-ATA, mußte in N. SCHEDARBA Kolonnenarbeiten verrichten; eine Zeit langarbeitete er dort in der Buchhaltung. Nach dem Ende seiner zehnjährigen Haftstrafe ließ er sich im Kreis Irbej nieder.

Der Sportler Andrej WERGASOW (geb. 1910, gest. 1985), verurteilt zu 10 jahren, geriet anfangs nach N. SCHEDARBA, wo er Kolonnenarbeiten verrichten mußte. Etwas später wurde er in die Kultur- und Erziehungsabteilung versetzt. Nach Haftende ließ er sich in Krasnojarsk nieder und arbeitete als trainer in der Fabrik „SibTjaschMasch“ (Sibirischer Schwermaschinenbau; Anm. d. Übers.).

PLECHANOW arbeitete vor seiner Festnahme in einer Sowchose in West-Sibirien. In N. SCHEDARBA mußte er Kolonnenarbeiten verrichten und arbeitete einige Zeit in der Buchhaltung.

Grigorij KIRJAKOW (wirklicher Familienname KIRIAKOS?), Grieche aus der Region KRASNODAR (geb. 1910), leitete die Bäckerei in N. SCHEDARBA und befand sich gegen Ende seiner Haftzeit in SAMSONOWKA. Nach seiner Freilassung begab er sich in die Region Krasnodar.

Der Grusinier Grigorij KIPIANI aus KUTAISI arbeitete in N. SCHEDARBA bei Kolonnenarbeiten, später ernannte man ihn zum Wirtschaftsleiter. Nach dem Krieg saß er in TUGATSCH. Seine 10-jährige Haftstrafe endete 1948.

Der Geiger Nikolaj Iwanowitsch KWALJARDI (geb. 1895), der Herkunft nach Italiener, beendete das Konservatorium in Kiew. In N. SCHEDARBA wurde er der Kultur- und Erziehungsstelle hinzugerechnet, wurde jedoch im Sommer zusammen mit allen anderen zu landwirtschaftlichen Arbeiten herangezogen. Einmal fing es während der Heumahd an zu regnen, und alle rannten in eine Strohhütte mit einer hölzernen Tür, die extra zum Schutz vor schlechtem Wetter gebaut worden war. KWALJARDI klopfte an die Tür, bevor er die Hütte betrat. Alle wunderten sich sehr, aber er zuckte nur mit den Schultern: „So bin ich erzogen worden“... Er weigerte sich leichte Musik zu spielen, war überzeugt davon, daß das Volk unbedingt klassische Musik hören mußte.

Wladimir MASURIN (geb. 1915) von der Ostchinesischen Eisenbahnlinie verrichtete in N. SCHEDARBA Kolonnenarbeiten und machte außerdem in der Kulturbrigade mit (d.h. in der Laienspielgruppe). Er war zu 10 Jahren verurteilt. Nach seiner Freilassung fuhr er in den Nord-Kaukasus.

Nikolaj Spiridonowitsch SPERANSKIJ (geb. 1890) Geistlicher aus LENINGRAD, arbeitete in N. SCHEDARBA hauptsächlich in der Wirtschaftsbrigade, später in der Bekleidungsabteilung. Er konnte den Roman „Anna Karenina“ auswendig erzählen.

Im Sommer 1939, beim Bäumefällen, als die Gefangenen das Holz den Kungus hinabtrieben, fiel Speranskij ins Wasser und wäre beinahe untergegangen. S.G. SCHTSCHERBAKOW zog ihn heraus (siehe weiter oben), und seit jener zeit nannte SPERANSKIJ ihn stets seinen Lebensretter. Bei Haftende, ungefähr 1947, fuhr er nach Leningrad und nahm dort später einen bedeutenden Posten in der Eparchie ein.

Der bereits betagte Wirtschaftswissenschaftler Nikolaj Nikolajewitsch DIPLORANSKIJ (geb. 1885), verhaftet in MOSKAU, arbeitete in N. SCHEDARBA in der Wirtschaftsbrigade, später als Wirtschaftler. Ins KRASLAG geriet er direkt aus den Lagern des europäischen Nordens (möglicherweise vom Weißmeerkanal oder aus dem SorokLag). Am Ende der Haftzeit, bereits nach dem Krieg, saß er in TUGATSCH. Nach seiner Freilassung fuhr er nach Kiew.

Als er im BBK (beim Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals oder im SorokLag) saß, arbeitete im Lager der freie Buchhalter SUCHANOW (geb. 1905). Aus irgendeinem Grund beschloß der operative Bevollmächtigte SUCHANOW einzusperren und zwang DIPLORANSKIJ unter Schlägen über ihn „auszusagen“. Sie trafen sich unerwartet in TUGATSCH wieder. DIPLORANSKIJ erläuterte die ganze „Geschichte“ in schriftlicher Form und übergab sie dann SUCHANOW, und der schickte sie dann zusammen mit einem Gesuch zur Revision seines Falles nach Moskau. Aber das führte zu keinerlei Ergebnissen. Er wartete – es kam nichts! SUCHANOW saß seine Haftstrafe in TUGATSCH ab und lebte nach seiner Freilassung in Reschoty (Siedlung Nischnjaja Pojma, Nischneingaschsker Kreis).

Der Bürgerkriegsteilnehmer Pawel Josifowitsch KOLOSOW (geb. 1890), der mit Todorskij bekannt war, diente vor seiner Festnahme als Militärattache oder militärischer Vertreter in China. Während des Krieges saß er in N. SCHEDARBA ein. Nach seiner Freilassung lebte er in Kansk, begab sich jedoch nach Erhalt seiner Rehabilitation nach Moskau.

Sein bekannter PLOTNIKOW saß während des Krieges ebenfalls in N. SCHEDARBA.

Valerij BORKOWSKIJ (geb. 1915) geriet nach N. SCHEDARBA und mußte dort Kolonnenarbeiten verrichten. Er verlor dort den Verstand und sprach von da an kein Wort mehr. Es war nicht der einzige Fall dieser Art. Noch vor dem Krieg, 1940 oder 1941, wurden er und ein paar andere Geisteskranke nach KANSK geschickt.

1941 wurde am Wachhäuschen ein Maschinengewehr aufgestellt und die § 58-er in eine separate Baracke hinübergetrieben, die nachts abgeschlossen wurde. Die Baracken der Nichtpolitischen wurden nicht verschlossen; sie bekamen sogar Zeitungen zum Lesen. Zu dieser Zeit war GORBENKO Leiter des Sonder-Lagerpunktes. Etwas später, aber auch noch vor Kriegsbeginn, wurde FJODOR zum Leiter ernannt.

Operativer Bevollmächtigter in N. SCHEDARBA war BESENKOW. Er rief die Gefangenen zu sich in die operative Abteilung und versuchte sie mit allen Mitteln als Denunzianten anzuwerben. Er bedrängte auch Fjodor Danilowitsch, erreichte jedoch nicht das, was er wollte.

Ungefähr 1941 wurde in N. SCHEDARBA einer der politischen Gefangenen verhaftet, GEIDENREICH (HEIDENREICH). Man schickte ihn nach KANSK und verpaßte ihm eine neue Haftstrafe. Zurückgeschickt wurde er nicht.

Etwa 100 Polen, hauptsächlich Soldaten, gerieten im Jahre 1940 nach N. SCHEDARBA. Unter ihnen war Fürst Swjatoslaw LJUBOMIRSKIJ (oder SANDOMIRSKIJ?). Im Herbst 1941 wurden sie, so hieß es, nach Tajschet fortgebracht, wohin der polnische Militärvertreter gekommen war, um seine Landsleute zu holen, die aufgrund der polnisch-sowjetischen Vereinbarung in die Freiheit entlassen worden waren.

Bei Kriegsende arbeitete Fjodor Danilowitsch meist in der Buchhaltung und fuhr von Zeit zu Zeit mit Dokumenten nach TUGATSCH (zu dieser Zeit war der schedarbinsker Sonder-Lagerpunkt gerade liquidiert und dem tugatschinsker Sonder-Lagerstützpunkt angeschlossen worden). So befand er sich beispielsweise am 9. Mai 1945 beruflich in TUGATSCH.

Im Sommer 1945 verlegte man ihn zur Lager-Außenstelle SAMSONOWKA, wo er in der Buchhaltung tätig war. Dort befand sich in der allgemeinen Zone das Lager-Krankenhaus, Invalidenbaracken und die Baracken des landwirtschaftlichen Außenlagers für Frauen.

Direktor der „Sowchose“ war damals KRUGLOW.

Dort begegnete Fjodor Danilowitsch erneut Raisa BUROWAJA. Nach dem Ende ihrer Haftzeit heiratete sie Grigorij BRUK (siehe Verbannungs- / Lagerhaftbericht von A.I. Miljuschkin) und fuhr mit ihm nach Kirgisien.

Mitte der 1940-er Jahre wurden viele Häftlinge aus NOW. SCHEDARBA in andere Lager-Außenstellen, vor allem nach TUGATSCH. Dorthin geriet auch Wl. PIWOWAROW; er starb dort ungefähr 1946 an einer Zecken-Enzephalitis.

Während des Krieges wurde SAWATEJEW Leiter des tugatschinsker Sonder-Lagerpunktes. Vor ihm hatte es einen Leiter gegeben, den die Häftlinge untereinander „Iwan Kudlatyj“ (Iwan der Zerzauste“; Anm. d. Übers.) nannten. Unter SABATEJEW waren die Bedingungen erträglich, zumindest wurden die Menschen nicht geprügelt. Aber 1946-1947 wurde er von TERSKIJ abgelöst, der anfing, die „Schrauben fester anzuziehen“, und unter den Gefangenen traurige Berühmtheit erlangte. Etwas später versetzten sie TERSKIJ nach KANSK.

In SAMSONOWKA arbeitete der Agronom und Absolvent der timirjasewsker Akademie Dmitrij Michailowitsch PACHTUSOW (geb. 1903), verhaftet in Moskau und verurteilt zu 15 Jahren. Ende der 1940-er Jahre schickten sie ihn ins KRASLAG nach TAJSCHET (OSERLAG). Er wurde erst Anfang der 1950-er Jahre aus dem Lager entlassen und kam als Verbannter erneut in die Region Krasnojarsk. Nach seiner Rehabilitation kehrte er nach Moskau zurück und lehrte dort an der Staatlichen Moskauer Universität.

Bevor er, während des Krieges, nach SAMSONOWSKA kam, saß er in KANSK. Er erzählte, dass dort zusammen mit ihm POPOW einsaß, ein Bulgare aus der KOMINTERN.

Als Zootechniker arbeitete in SAMSONOWKA ein gewisser WARIWODA. Nach Absitzen seiner 10-jährigen Lagerhaft lebte er in Kansk.

Iwan GNILIZKIJ (geb. 1910), verhaftet in DONEZK und verurteilt zu 10 Jahren, war anfangs in SAMSONOWKA bei Kolonnenarbeiten und leitete später die dortige Mühle. Nach seiner Entlassung ließ er sich in der Nähe nieder, in dem Dorf Samsonowka, nieder und blieb dort bis an sein Lebensende.

GERZMAN (HERZMANN, geb. 1895) war vor seiner Festnahme Mitarbeiter des Finanzministeriums in MOSKAU; in SAMSONOWKA arbeitete er in der Lebensmittel-Sektion.

1945 oder 1946 wurden etwa hundert 17-18jährige Mädchen aus der West-Ukraine nach SAMSONOWKA getrieben. Unter ihnen befanden sich WASYLKIW und Irina KARAIM. Im Sommer 1946 wurde Fjodor Danilowitsch von SAMSONOWKA zur Lager-Außenstelle IGIL, unweit der Stelle, an der der IGIL und der KUNGUS zusammenfließen, verlegt. Dort mußte er zunächst Kolonnenarbeiten bei der Holzabfuhr verrichten und arbeitete später wieder in der Buchhaltung.

Zu dieser Zeit war dort jener FJODOR Lagerleiter, der während des Krieges die Leitung in N. SCHEDARBA innehatte.

In IGIL verrichtete ein Chinese aus der KOMINTERN Kolonnenarbeiten, der dort den Familiennamen KIRITSCHENKO (geb.1895) trug. Was danach aus ihm geworden ist, weiß Fjodor Danilowitsch nicht.

IGILwar eine kleine Lagerzone, für 200-300 Gefangene.

Die letzten zwei Wochen seiner Haftstrafe befand sich Fjodor Danilowitsch in TUGATSCH. Er wurde am 23.09.1947 freigelassen und erhielt einen Paß, jedoch mit dem Vermerk: § 38 und 39 der „Paßordnung“. Er fuhr sofort nach Kramatorsk und begann dort Arbeit zu suchen, bis ein Kadermitarbeiter ihm „hinter vorgehaltener Hand“ sagte: „Hau ab von hier, bevor sie dich wieder einbuchten!“

Ende 1947 kam er wieder nach Kansk zurück und fing an im Holzverarbeitungsbetrieb zu arbeiten. Dort arbeiteten, bereits als Freie, zwei Männer, die kurz zuvor noch politische Häftlinge gewesen waren: der Spezialist für Holzindustrie TSCHUDAKOW und der Konstrukteur SELENKOW (beide aus LENINGRAD).

24.07.1992 Aufgezeichnet vonW.S. Birger, „Memorial“-Gesellschaft, Krasnojarsk


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