Die Deportationen in unsere Region aus Transbaikalien, und zwar aus der Burjatisch-Mongolischen Autonomen Republik, begannen bereits im Sommer 1930, als man die Verbannten aus den am Baikalsee gelegenen Kreisen nach Agul, Kreis Irbej, verschleppte.
In dieser Zeit wurden Verbannte aus Wolhynien und Podolien an den Agul verschleppt.
Die Hauptverbannungsströme aus Transbaikalien in unsere Region datieren vom Frühjahr (März-April) und Juni 1931. Die ethnische Zusammensetzung der Verbannten bestand im wesentlichen aus Russen und Burjaten.
Die Frühjahrsdeportation verlief hauptsächlich aus den südöstlichen Kreisen des heutigen Gebietes Tschita, aus den Kreisen Akscha und Byrkino. Angaben über Deportationen aus der Burjatisch-Mongolischen Autonomen Republik liegen uns aus diesem Zeitraum nicht vor. Erkennungsmerkmal dieses Stroms ist der Tatbestand, daß die Mehrheit der Transportzüge mit den Verschleppten an der Station Kamartschaga im Kreis Mana abgeladen wurde, von wo aus die Verbannten zum Holzabflößen an die Mana verschickt wurden. Nachdem dort der Eisgang vorüber war, brachte man die Verbannten auf Flößen (selbstverständlich unter Bewachung) die Mana abwärts, und dann weiter auf dem Jenissej nach Kransojarsk. Anschließend, es war bereits Sommer, begann man, die Verschleppten aus Krasnojarsk den Jenissej Richtung Norden abzutransportieren. Ein Teil von ihnen wurde nach Igarka gebracht, andere wurden in Siedlungen nahe Jarzewo ausgesetzt, und viele gerieten an die untere Angara, in den Uderejsker Kreis (heute Kreis Motygino): nach Rybnoe, Tatarka, Motygino, Sajzewo. Ein Teil dieses Verbanntenstroms blieb in Krasnojarsk, in den Holz-fabriken und den Holzsammelstellen.
Ein beträchtlicher Teil der Verschleppten, der an die untere Angara geraten war, blieb dort nicht sehr lange: schon in den Jahren 1932-1933 wurden viele von ihnen nach Jenissejsk abtransportiert. Die einen kamen in die Holzfabriken in Jenissejsk und Maklakowo (heute Lessosibirsk), andere wurden in die Taiga hinter Jenissejsk abtransportiert, in die Wald-reviere (Laronowsk, Schajtanka u.a.) und, wahrscheinlich ein beträchtlicher Teil der vom Unterlauf der Angara Fortgebrachten, in den Kreis Nord-Jenissejsk, nach Sowrudnik und andere Goldbergwerke des Trustes "Jenissejsoloto". Außerdem wurde ein Teil der Ver-schleppten, die an die untere Angara gelangt waren, in diesen Jahren direkt in die Goldminen des Uderejsker Kreises (Ajachta, Jelenka, Pentschenga) gebracht. Ein anderer Teil (scheinbar kein großer) gelangte von der unteren Angara an deren Nebenfluß Tassejewa, ins nahegelgene Maschukowka.
Der Verbannungsstrom des Sommers (Juni 1931) aus Transbaikalien unterschied sich von dem, der im Frühjahr stattgefunden hatte. Die Transportzüge mit den Verbannten aus der Burjatisch-Mongolischen Autonomen Republik [aus den südlichen und östlichen Ajmaken (Ajmak = Bezeichnung für einen Distrikt in einigen nationalen Autonomiegebieten)] wurden genauso wie im Frühjahr in Kamartschaga ausgeladen, von wo aus man die Verbannten dann an die Mana brachte: nach Narwa, Bolschoj und Malij Ungut sowie kleinere Siedlungen. Jedoch ließ man sie dort auch in der Verbannung und vertrieb sie nicht weiter an andere Orte. Der größte Teil des Stroms aus anderen Territorien Transbaikaliens (d.h. aus dem heutigen Gebiet Tschita, u.a. aus dem Aginsker Bezirk - einer Exklave der Burjatisch-Mongolischen Autonomen Republik), wurde, soweit uns bekannt ist, in Krasnojarsk ausgeladen. Ein gewisser Teil dieser Verschleppten blieb auch in den Holzfabriken und den Holzsammel-stellen in Krasnojarsk. Eine kleinere Gruppe der Tansbaikal-Verbannten, die letztendlich in die Kansker Holzfabrik gerieten, waren scheinbar entweder aus Verbannten-Arbeitssied-lungen am Agul (oder sogar von der Mana?) oder aus unkoordinierten Strömen des Jahres 1933 dorthin gelangt.
Die im Sommer 1931 in Krasnojarsk abgeladenen Verbanntenströme aus dem Gebiet Aginskoje und dem Kreis Uljoty "eröffneten" neue Richtungen für die Verbannungsströme aus Transbaikalien: die Forstwirtschaften und Waldreviere an den Gebirgsflüssen (Sissim, Ubej und ihren Nebenflüssen) südlich von Krasnojarsk. Die Verbannten wurden auf Last-kähnen den Jenissej flußaufwärts, nach Süden, gebracht, in den Kreis Daurija (heute Kreis Balachta), und anschließend in die Berge verschleppt. Die größte Verbannten-Siedlung auf diesem Territorium wurde Kitschibasch am Sissim. Später verlegte man einen Teil der Verbannten von dort in die Ortschaft Schulget unweit des Jenissej, der andere blieb in den Waldrevieren in den Bergen (Poperetschka, Dwojeustje u.a.). Mitte der dreißiger Jahre wurden viele Verbannte aus diesen Orten in die Holzfabriken nach Krasnojarsk verlegt.
Einen beträchtlichen Teil der Verschleppten aus den südöstlichen Kreisen des heutigen Gebietes Tschita schickte man den Jenissej abwärts in den Norden. Viele von ihnen gerieten in die Maklakowsker und Jenissejsker Holzfabriken, in die Verbannungsregion Jarzewo, in den Kreis Nord-Jenissej sowie an die untere Angara (vermutlich auch nach Igarka), und einige brachte man aus irgendwelchen Gründen sogar in den Kreis Kemerowo (Dorf Werchoturowo).
Die "Juni"-Verbannten aus den zentralen Kreisen des heutigen Gebietes Tschita wurden ebenfalls den Jenissej abwärts, Richtung Norden, geschickt. Ein Teil von ihnen geriet in die obengenannten Orte, aber ein beträchtlicher Teil von ihnen wurde am bergigen rechten Ufer des Jenissej, im Kreis Bolschaja Murta, von den Lastkähnen geladen. So entstand die Ortschaft Prediwinsk mit zwei Werften der GUSMP (Hauptverwaltung des Nordmeer-Schiffsverkehrsweges), wo Lastkähne gebaut wurden. Ein Teil der Verbannten, die man an der Stelle des zukünftigen Prediwinsk ausgeladen hatte, wurden sofort oder spätere jenseits des Jenissej in die Krasnojarsker Sowchose (Siedlung Rossijka) verschleppt.
Ungefähr 1937 wurde eine der Prediwinsker Werften geschlossen und ein Teil der Verbannten in die Holzfabriken nach Krasnojarsk , Jenissejsk und Maklakowo gebracht.
Im Jahre 1933 erfolgten erneut Ströme von Massenverbannungen aus Transbaikalien, jedoch nicht in unsere Region, sondern an den Ob und nach Kasachstan. Scheinbar wurde nur einer dieser Transportzüge in Kamartschaga ausgeladen, und die Verbannten, die aus dem westlichen Teil des heutigen Gebietes Tschita verschleppt worden waren, wurden in die Holz-verarbeitungssiedlungen an der Mana gebracht.
Außerdem gerieten 1933 viele Transbaikalier in unsere Region, "verschleppt hinter Irkutsk"; sie wurden jedoch nicht unter Kommandantur gestellt. Einige von ihnen siedelten sich seitdem an der Station Magansk, östlich von Krasnojarsk, an, andere in Atschinsk und Kansk.
Siehe: