O. Kruschinskaja
Unfreiwillige Sibirjaken / Olga Kruschinskaja / Jenisejsk, 2012. – 96 S.
Das Sammelwerk beinhaltet Interviews, die mit Einwohnern der Stadt Jenisejsks geführt wurden, Deutschen von der Wolga und aus der Ukraine, die zwischen 1941 und 1945 in den Bezirk Jenisejsk deportiert wurden.
© O. Kruschinskaja
Unfreiwillige Sibirjaken / Olga Kruschinskaja / Jenisejsk, 2012. – 96 Seiten
Das Sammelwerk enthält Interviews mit Einwohnern der Stadt Jenisejsk – Wolga-Deutschen und Deutschen aus der Ukraine, die zwischen 1941 und 1945 in den Bezirk Jenisejsk deportiert wurden.
Das Sammelwerk „Unfreiwillige Sibirjaken“ entstand Mit Hilfe von Interviews, die im Verlauf des gleichnamigen Projekts im Rahmen eines Förderprogramms der Heinrich-Böll-Stiftung aufgezeichnet wurden.
Das Buch, das Sie in den Händen halten, ist ein ungewöhnliches Buch. Es wurde, bildlich gesprochen, mit dem Blut und den Tränen von Menschen geschrieben. Mit dem Blut unschuldig Umgekommener und den Tränen der Vertriebenen, die sie auf ihrem schweren Weg vergossen haben. Es entstand durch unsere heutige Wirklichkeit, durch die Geschichte selbst und durch Menschen, die durch den Willen des Schicksals zwischen die Mühlsteine der Repressionsmaschinerie gerieten.
Mehr als 75 Jahre sind seit der Zeit vergangen, in der sich eine der schrecklichsten Tragödien in der Geschichte Russlands abspielte – die Massendeportation von Deutschen aus dem Wolgagebiet und der Ukraine nach Sibirien und Kasachstan. Viele von ihnen kamen noch während der Verschleppung, in den Konzentrationslagern der „Trudarmee“, den „Sonderansiedlungen“ ums Leben. Und ich möchte gern mit Hilfe der Erinnerungen an die Geschehnisse vor allem das Gedenken an diese unschuldigen Menschen ehren.
Tausende aus dem Wolgagebiet und der Ukraine Gebürtige wurden ohne Grund als „Volksfeinde“ bezeichnet und gewaltsam nach Sibirien, in den Bezirk Jenisejsk, verschickt. Vor Ihnen sehen Sie die Erinnerungen derer, die trotz dieser schweren Schicksalserprobungen standgehalten und überlebt haben und aus dem Nichtsein ins Leben zurückgekehrt sind. Hier liegt unsere Wahrheit, unser ganzer menschlicher Schmerz, unsere Bitterkeit und unsere tiefe Trauer.
Ich bin all meinen Befragten, die die Deportation miterlebt haben, auch die Kraft in sich gefunden haben zu erzählen, was gewesen ist. Vor Ihnen allen kann man sich nur verneigen!
Ich hoffe aufrichtig, dass dieses Buch, meine lieben Mitautoren, ohne die es niemals zustande gekommen wäre, für Sie von Interesse ist. Ich wünsche mir sehr, dass auch Ihre Kinder, Enkel, meine Altersgenossen es lesen, damit diejenigen, die gerade erst ins Leben treten, niemals selber zu „Schräubchen“, „Arbeitskräften“ und einer Bevölkerung werden, mit deren Meinung man nicht rechnen darf, sondern damit sie zu freien Menschen heranwachsen, die ihre Vergangenheit kennen und der Gegenwart und Zukunft ihres Landes verantwortungsbewusst gegenüberstehen.
Ich möchte ein Wort des Dankes an jene richten, die mir bei der Organisation und Durchführung der Interviews behilflich waren: A.G. Wingert, Vorsitzender der deutschen Gesellschaft in Jenisejsk, T, Schamalowa, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Jenisejsker Heimatkunde-Museums, der Behörde für Sozialfürsorge bei der Administration der Stadt Jenisejsk, A. Babij, Vorsitzender der Krasnojarsker Gesellschaft für geschichtliche Aufklärung und Menschenrechte „Memorial“, I.N. Moisejewa, Leiterin des Projekts, Lehrerin am pädagogischen College in Jenisejsk.
Olga Kruschinskaja,
Studentin in der historischen Abteilung des
Pädagogischen College in Jenisejsk.